(moz / 12.01.23) Die  im Unternehmerverband Barnim organisierten Firmen schauen mit einer Mischung aus Zuversicht und Sorge in die Zukunft.

Sie werden es schon gebacken kriegen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Birte und Björn Wiese sind zumindest vorsichtig optimistisch, die Krise zu überstehen, sie zu meistern. Die Eberswalder Privatbäckerei bekommt vor allem die steigenden Energiepreise zu spüren. Aber dank des Entlastungspakets des Bundes, das unter anderem eine Gas- und Strompreisbremse vorsieht, bleibe dem Unternehmen des Schlimmste erspart. Das „Horrorszenario“ hätte für die Bäckerei Mehrkosten von 120.000 bis 140.000 Euro bedeutet, sagt Björn Wiese. Die man schwer hätte kompensieren können. Dank der Unterstützung aus Berlin rechnet der Inhaber nunmehr mit einem Plus von 50.000 bis 60.000 Euro. Immer noch eine Hausnummer. Da heißt es: Einsparen. Etwa durch den aktuellen Umbau im Café Gustav.

Die Bäckerei Wiese steht für viele Unternehmen im Barnim. Und die Situation ist beinahe exemplarisch, wie Sven Rathmann, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Barnim, bestätigt. Ende vorigen Jahres hat der 126 Mitglieder zählende Verband eine Umfrage unter diesen durchgeführt. Um eine solide Datenbasis und ein repräsentatives Stimmungsbild in diesen herausfordernden Zeiten zu erlangen. „Als wir mit der Vorbereitung dieser Umfrage starteten, stand vor allem der Fachkräftebedarf im Fokus“, so Rathmann. Aufgrund der anhaltenden Energiekrise habe man jedoch dieses Thema verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Mit einem Ergebnis, das wenig überraschen dürfte. Demnach sind 80 Prozent der Mitgliedsfirmen aktuell direkt von der Entwicklung auf dem Strom- und Wärmemarkt betroffen, fasst Rathmann zusammen. Davon wiederum sprechen etwa 75 Prozent von „spürbaren Auswirkungen“, knapp 20 Prozent von „geringen“ und immerhin gut fünf Prozent von „existenzbedrohenden“.

Die Werte zu den befürchteten Folgen für 2023/24, also der Blick in die Zukunft, sei sogar noch etwas düsterer. Demnach sehen um die 89 Prozent der Firmen Auswirkungen auf sich zukommen, darunter zehn Prozent mit dem existenzbedrohendem Potenzial. Mit am härtesten seien Unternehmen der Logistikbranche betroffen.

29 Prozent der befragten Barnimer Unternehmen schätzen überdies ein, dass sich ihre Marktposition innerhalb der Branche künftig verschlechtern wird. 53 Prozent sprechen von „gleichbleibenden“ Chancen und immerhin 18 Prozent von besseren. Laut Rathmann ein Wert, der durchaus auch Mut macht. Immerhin gehen unterm Strich 71 Prozent davon aus, ihre Position halten (oder eben verbessern) und sich so am Markt behaupten zu können.

Neben den teils explodierenden Energiepreisen sei nach wie vor die Sicherung des Fachkräftebedarfs das beherrschende Thema für die Barnimer Wirtschaft, erklärt Rathmann in Auswertung der Umfrage weiter. Aktuell bilden 64 Betriebe selbst aus. Das allein reicht aber offensichtlich nicht aus. Für 2023/24 werden der Erhebung zufolge mehr als 200 Mitarbeiter gesucht. Vor allem die Dienstleistungsbranche und das Bauhauptgewerbe würden einen Fachkräftemangel beklagen.

Die Firmen, die im Unternehmerverband Barnim organisiert sind, beschäftigen insgesamt zirka 6460 Mitarbeiter und 584 Azubis. Die Bandbreite reicht vom Bauhaupt- und -nebengewerbe über den Handel und die Industrie bis hin zu den sogenannten freien Berufen, etwa Architekten oder Rechtsanwälten. Zu den Flaggschiffen, den mitarbeiterstärksten Mitgliedern, würden laut Rathmann etwa der Gesundheitskonzern GLG, die Kreiswerke Barnim, Krüger Bau aus Bernau oder die Unternehmensgruppe Platz in Eberswalde gehören. Ebenso natürlich der Kranbau Eberswalde, hofft Rathmann gleichsam auf den Fortbestand und auf eine Zukunft für den Traditionsbetrieb. Als erfreulich wertet er überdies, dass die Mitgliederzahl nicht nur stabil ist, sondern dass der Verband im vergangenen Jahr auch neue Mitstreiter gewonnen hat. Etwa mit Renggli, ein Schweizer Unternehmen, das in Eberswalde gerade Deutschlands größtes Holzmodul-Werk errichtet.

Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Umfrageergebnisse, die die Sorgen der Wirtschaft spiegelt, hat die Stadtverordnetenversammlung von Eberswalde auf ihrer Sitzung beschlossen, das Wachstums- und Konjunkturpaket um 150.000 Euro aufzustocken. Damit erhöht sich der Fonds auf 200.000 Euro für 2023. Aus dem Topf sollen vor allem Investitionen sowie Maßnahmen zur Fachkräftesicherung gefördert werden. Das Referat für Wirtschaftsförderung ist beauftragt, die entsprechende Richtlinie dafür bis Februar anzupassen. Laut Dezernent Jan König liegen von bereits Anträge auf Unterstützung vor.

Und Bäcker Wiese? Bäckt er jetzt kleinere Brötchen. Keineswegs, auch wenn er das Sortiment 2022 gestrafft hat. Vor allem bei Brot, wie er sagt. Überdies habe er im Oktober bereits einmal die Verbraucherpreise angepasst. Dafür, so fügt er gleich hinzu, habe er aber auch die Löhne für die Mitarbeiter um etwa zehn Prozent erhöhen können. Als Inflationsausgleich. Möglicherweise müsse man im Frühjahr noch einmal schauen, ob die Preise für Schrippe, Schnecke, Torte und Co. angehoben werden müssen. „Vielleicht um drei bis fünf Prozent.“ Eine Kostenersparnis erhoffen sich Wieses zudem vom Umbau des Café Gustav. Die Beleuchtung wird auf LED umgerüstet, die neue Theke wird mit einer energieeffizienteren Kühlung ausgestattet. Langfristig gebe es Überlegungen, die Produktion mehr in die Tagesstunden zu verlagern. Und für die Öfen, zwei sind bereits auf Elektro umgestellt, Solarenergie zu nutzen.        

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Sehr geehrte Mitglieder des Unternehmerverband Barnim,

in dem obigen Presseartikel sind viele Ergebnisse aus der kürzlich durch den UV-Barnim durchgeführten Mitgliederbefragung eingegangen. Wir bedanken uns hiermit nochmals ganz herzlich bei ihnen für ihre zahlreiche Teilnahme und Rücksendung der Fragebögen. Nicht zuletzt diesen von ihnen gelieferten Zahlen ist es zu verdanken, dass sich die Stadtverordnetenversammlung Eberswalde nun doch zur Aufstockung des Wirtschafts- und Konjunkturpaketes 2023 - um 150 TEUR auf jetzt 200 TEUR - entschieden hat. Der Unternehmerverband wird die Umfrageergebnisse weiter intensiv dafür nutzen, im Interesse unserer regionalen Unternehmen zu argumentieren und zusätzliche Maßnahmen und Denkastöße in diese Richtung zu leisten.

Vorstand UV-Barnim e.V.