Eberswalde (MOZ) Ein Unternehmen zu gründen und sich selbständig zu machen, ist ein großer Schritt, der viel Mut aber auch unternehmerisches Geschick verlangt. Dass die Anfänge eines jungen Unternehmens ganz unterschiedlich verlaufen können, erfuhren die Teilnehmer des Unternehmertages an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) am Mittwoch. Annika Stüwe und Jonas Busch wurden für ihren Mut mit dem Existenzgründerpreis des Netzwerks Barnim-Uckermark ausgezeichnet.

Friseurmeisterin Annika Stüwe betreibt ihren Salon "Art of Hair by Anni" seit dem 1. Oktober 2017 in Finowfurt. "Es brauchte schon einen Schubser", schildert Stüwe, dass die Entscheidung für den Schritt ins Unternehmertum kein einfacher war. Ihr Bruder, Tobias Tyl, habe ihr Mut gemacht und ihr auch bei der Gestaltung ihres Geschäfts geholfen. Mit Eleganz im Damenbereich und mit Werkstattflair im Herrenbereich versucht Annika Stüwe, sich von der breiten Masse der Friseurgeschäfte abzuheben.

Wohnzimmerflair beim Friseur

"Die Kunden sagen mir immer wieder, dass sie sich hier wie in einem Wohnzimmer fühlen", schildert die 32-jährige Friseurmeisterin, wie wichtig ihr der Wohlfühlfaktor für ihre Kunden ist. Und auch für ihre Mitarbeiter. Dabei habe sie beim Unternehmertag an der HNEE eine wichtige Lektion gelernt.

Thema der Veranstaltung war Wertevorstellungen von Unternehmern und Mitarbeitern. Dabei stellte Bärbel Wetenkamp von der Xpand Deutschland Gmbh, die ein Referat zum Thema Werte hielt, die Frage: Müssen die Werte von Unternehmen und ihren Mitarbeitern übereinstimmen? Ja, lautet die klare Antwort. Anders sei eine befriedigende Zusammenarbeit auf Dauer nicht möglich, so Wetenkamp. Dabei warnte sie Führungskräfte auch davor, Wertevorstellungen von ihren Mitarbeitern einzufordern, die sie selbst nicht leben.

Dass die Wertevorstellungen – besonders in einem kleinen Unternehmen – übereinstimmen müssen und es Probleme gibt, wenn dies nicht so ist, hat auch Annika Stüwe bereits erfahren müssen. Deswegen möchte sie die Impulse, die sie beim Unternehmertag erhalten hat, künftig noch mehr in ihre Funktion als Führungskraft einfließen lassen. Aktuell beschäftigt die junge Unternehmerin zwei Mitarbeiterinnen.

Einen schweren Weg zum Erfolg hat Jonas Busch hinter sich. "Als Personal Trainer in Prenzlau wirst du es nie schaffen", habe er sich von vielen Leuten anhören müssen, berichtet der 23-Jährige, der sich mit einem eigenen Studio selbständig gemacht hat. Mit dem Begriff des Personal Trainers verbinden die meisten Menschen automatisch das Leben der Reichen und Schönen und da scheint der potenzielle Kundenkreis in Prenzlau überschaubar zu sein. Deswegen beschreibt Busch seine Tätigkeit auch lieber als Individualtraining, bei dem seine Klienten sowohl in Sachen Körpertraining als auch bei der Ernährung persönlich beraten und betreut werden.

Eigenes Leid zum Beruf gemacht

Als Kind sei er selbst übergewichtig gewesen, seine Arbeit als Zimmermann habe ihn nie wirklich glücklich gemacht. Durch die eigene Erfahrung – "auch beim Fußball war ich immer der Dicke, der nie über die Mittellinie durfte, weil er sonst  nicht schnell genug zurückkam" – habe er sich früh mit dem Thema Ernährung und Schmerzlinderung durch Training beschäftigt. "Die Einzige, die an mich glaubte war Marie", erzählt er bei der Preisverleihung mit Tränen in den Augen.

Marie Kaufmann ist die Lebensgefährtin von Jonas Busch. Und inzwischen auch seine Mitarbeiterin. Eine von zwei, die dritte wird demnächst beginnen. Konkrete Pläne für ein weiteres Studio gebe es auch schon. Und all jene, die dem Projekt der beiden erst kritisch gegenüberstanden, seien inzwischen beeindruckt und auch stolz auf den Mut und das Durchhaltevermögen.

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