Welche Zukunft räumt die Politik dem ländlichen Raum ein? Diese Frage hat das Forum des Unternehmerverbandes Barnim zur Landtagswahl in Eberswalde wesentlich mitbestimmt.

Eberswalde (MOZ) In den drei Barnimer Wahlkreisen treten am 1. September zur Landtagswahl in Brandenburg alles in allem 23 Direktkandidaten an. Im Paul-Wunderlich-Haus haben sich sechs von ihnen den Fragen von gut 100 Unternehmern und Kommunalvertretern gestellt. In alphabetischer Reihenfolge waren dies Carsten Bruch (CDU), der im die Stadt Werneuchen, die Gemeinden Wandlitz und Panketal sowie die Ämter Biesenthal-Barnim und Britz-Chorin-Oderberg umfassenden Wahlkreis 15 ins Rennen geht, und Hardy Lux (SPD), Roman Kuffert (AfD), Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), Sebastian Walter (Linke) und Sven Weller (BVB/Freie Wähler), die sich allesamt im Wahlkreis 13, der die Stadt Eberswalde, die Gemeinde Schorfheide und das Amt Joachimsthal (Schorfheide) umfasst, um Erststimmen bemühen. Ergänzt wurde die Herrenrunde durch Jaqueline Krüger (FDP) aus Potsdam, die auf dem dritten Platz der Landesliste ihrer Partei steht.

Als Moderator ließ Rechtsanwalt Peter Mauel, Vorsitzender des aktuell 121 Mitgliedsfirmen umfassenden Unternehmerverbandes, den Bewerbern nicht viel Gelegenheit, sich hinter Sprechblasen und Überschriften zu verstecken. "Wir brauchen verbindliche Auskünfte", griff er gleich mehrfach in die Debatte ein, die fast zwei Stunden dauerte und selten langweilig wurde.

Schränkt der neue Landesentwicklungsplan für Berlin und Brandenburg, LEP abgekürzt, die Chancen auf dem Dorf ein?

Unterschiedliche Bewertung

"Das Werk ist zu stark auf die Berliner Belange zugeschnitten und lässt den Gemeinden außerhalb des Speckgürtels keine Luft zum Atmen", sagte Carsten Bruch aus Biesenthal, der die Ankündigung seines Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten Ingo Senftleben, im Falle eines Wahlsieges den Vertrag aufzukündigen, deshalb "gut und richtig" nennt.

Gegen dieser Sicht der Dinge meldete Sebastian Walter "heftigen Widerspruch" an. Im LEP habe sich die Fläche neu ausgewiesener Baugebiete nahezu verdoppelt. Zudem werde die 2009 durch die damalige SPD-/CDU-Koalition beschlossene Abschaffung der Grundzentren korrigiert, auch wenn diese jetzt grundfunktionale Schwerpunkt­orte heißen würden. "In Brandenburg gibt es überall Perspektiven", betonte er.

Der LEP sei ein wichtiges Steuerungsinstrument, das Wildwuchs vermeide, aber keinen Landstrich benachteilige, hob Hardy Lux hervor. Er könne nur davor warnen, in Sachen Entwicklungsplanung Brandenburg ohne Berlin zu denken, erklärte Axel Vogel. "Es ist trotzdem wichtig, den ländlichen Raum verstärkt in den Fokus zu rücken", sagte er.

Der LEP solle nicht abgeschafft, sondern überarbeitet werden, fand Roman Kuffert. Bedenklich seien die Leerräume zwischen den sternförmig aufgezeichneten Entwicklungsachsen. "Da verstehe ich die Ängste der Kommunen", teilte er mit.

"Angst habe ich so schnell vor nichts und niemanden", meldete sich Uwe Schoknecht, Bürgermeister von Schorfheide, zu Wort. Doch der neue LEP erfülle ihn, den Praktiker, mit Sorge. Seiner Gemeinde werde in den kommenden zehn Jahren ein Zuwachs von zehn Hektar zugebilligt. Das heiße, es dürften jedes Jahr 10 bis 15 Häuser gebaut werden. Damit würde Schorfheide jährlich etwa 50 bis 60 Neubürger begrüßen können, was besser klinge, als es sei. "Denn im Durchschnitt  haben zuletzt 50 bis 60 Familien pro Jahr in der Gemeinde gebaut", sagte Uwe Schoknecht.

Vergleich zum Studium

Soll die Meisterausbildung in Brandenburg fortan kostenlos ermöglicht werden? Unternehmer René Hoffmann erklärte, er wäre davon nicht begeistert. "Der Kostendruck erhöht die Motivation", sagte er. Axel Vogel betonte hingegen, es sei nicht einzusehen, warum das Studium gratis sei , die Meisterausbildung aber nicht.

Foto: UVB